Das Grecanische Gebiet Kalabriens war neben seinem außergewöhnlichen sprachlichen und landschaftlichen Erbe auch Wiege und Bezugspunkt für herausragende Persönlichkeiten des italienischen Denkens und der Kultur. Hervorzuheben ist Corrado Alvaro (1895–1956), geboren in San Luca, am Rand des grekanischen Gebietes, aber zutiefst mit dem Aspromonte durch Geburt, Erinnerung und Inspiration verbunden. Als Schriftsteller, Journalist und angesehener Intellektueller auf nationaler Ebene schilderte Alvaro in seinen Werken die Härte des Lebens in den kleinen Bergdörfern Kalabriens und zeigte dabei die Ausgrenzung, Rückständigkeit und Würde der südlichen Bevölkerung auf. Sein bekanntestes Werk, Gente in Aspromonte, gilt noch heute als eines der authentischsten und eindrucksvollsten literarischen Zeugnisse über Kalabrien im frühen 20. Jahrhundert.
Ein weiterer bedeutender Name ist Vincenzo Cotronei (1880–1963), geboren in Bova, einem symbolträchtigen Zentrum der kalabrischen griechischen Kultur. Beruflich war er Anwalt und Senator des Königreichs Italien, doch ebenso ein engagierter Verfechter der grekanischen Kultur. Er setzte sich mit Nachdruck für den Schutz sprachlicher Minderheiten ein, in einer Zeit, in der das lokale Kulturerbe durch den Druck zur nationalen Vereinheitlichung gefährdet war.
Noch weiter in der Geschichte zurück finden wir Girolamo Marafioti, um 1570 in Polistena geboren. Als Historiker und Chronist verfasste er das Werk Croniche et antichità di Calabria und war einer der ersten, der die Realität Kalabriens mit Genauigkeit und Detailreichtum beschrieb – seine Ursprünge, Bräuche und Traditionen der lokalen Gemeinschaften. Obwohl er nicht direkt aus einem grekanischen Zentrum stammte, umfasst sein Werk ideell das gesamte Gebiet und liefert ein bedeutendes historisches Zeugnis über die Identität Südkalabriens.