Im Herzen des Aspromonte-Gebirges, eingebettet zwischen den wilden Schluchten des Amendolea-Flusses, liegt Roghudi Vecchio, ein verlassenes Dorf, das durch seine jahrhundertealte Geschichte, geheimnisvolle Legenden und die raue Schönheit der kalabrischen Landschaft weiterlebt. Ein Besuch in Roghudi Vecchio ist eine Reise durch die Zeit – an einen Ort, an dem die Stille noch erzählt.
Ein Dorf zwischen Geschichte und Natur
Roghudi Vecchio wurde um das Jahr 1050 gegründet und war über Jahrhunderte hinweg eines der kulturellen Zentren der griechischsprachigen Region Kalabriens, wo der kalabrisch-griechische Dialekt gesprochen und uralte Traditionen weitergegeben wurden.
Der Name „Roghudi“ stammt aus dem Griechischen – rogòdes oder rhekhodes – und bedeutet „voller Spalten“ oder „rau“, ein Hinweis auf das schwierige und zerklüftete Gelände. Die Häuser kleben förmlich an einem Felsvorsprung in über 600 Metern Höhe und bieten atemberaubende Ausblicke auf den Aspromonte. Doch diese eindrucksvolle Lage hatte auch ihren Preis.
Verlassen und in Erinnerung geblieben
In den 1970er-Jahren wurde Roghudi Vecchio von zwei schweren Überschwemmungen (1971 und 1973) heimgesucht, die viele Gebäude unbewohnbar machten. Die Einwohner mussten daraufhin in das neu errichtete Dorf Roghudi Nuovo umziehen, das weiter unten im Tal liegt.
Seitdem ist Roghudi Vecchio eine Geisterstadt. Doch wer heute durch die engen Gassen und Ruinen wandert, spürt die Anwesenheit einer Gemeinschaft, die einst eng mit dieser wilden Landschaft verbunden war.
Legenden von Roghudi
Das Dorf ist reich an Legenden und volkstümlichen Erzählungen. Eine der bekanntesten berichtet, dass Mütter ihre Kinder mit Seilen an den Wänden festbanden, damit sie beim Spielen nicht in die steilen Schluchten stürzten.
Es heißt auch, dass man in stürmischen Nächten ferne Schreie oder Klagen aus den Schluchten hören kann – als würden Stimmen aus der Vergangenheit noch immer durch die Ruinen hallen.
In der Umgebung liegen zwei beeindruckende Felsformationen: der Rocca del Drako, der einem Drachenkopf ähnelt, und die Caldaie del Latte, glatte, weiße Felswannen, um die sich viele mythische Erzählungen ranken.
Was man heute in Roghudi Vecchio besichtigen kann
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Kirche San Nicola: Das einzige restaurierte Gebäude im Dorf, ein Symbol für Glaube und Widerstandskraft. Ihre Schlichtheit verleiht dem Ort eine besondere spirituelle Atmosphäre.
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Legendäre Felsen: Die Rocca del Drako und die Caldaie del Latte sind perfekte Ziele für mythenreiche Wanderungen.
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Wanderwege: Routen verbinden Roghudi Vecchio mit Bova, Gallicianò und anderen Dörfern im griechisch geprägten Aspromonte. Diese Pfade führen durch eine unberührte Naturlandschaft.
Roghudi Vecchio ist ein Ort zwischen Erinnerung und Mythos. Er ist ein lebendiges Zeugnis der Verbindung zwischen Mensch und Berg, zwischen Geschichte und Legende. Wer ihn besucht, entdeckt eine andere Zeit, ein anderes Kalabrien – stiller, authentischer, wahrhaftiger.